Innovation made in Europe: Es wird Zeit für mehr digitale Verantwortung in den Führungsetagen von Mittelstand und großen Konzernen! - European Champions Alliance
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Innovation made in Europe: Es wird Zeit für mehr digitale Verantwortung in den Führungsetagen von Mittelstand und großen Konzernen!

Innovation made in Europe: Es wird Zeit für mehr digitale Verantwortung in den Führungsetagen von Mittelstand und großen Konzernen!

Während die Umweltproblematik nicht nur bei großen Teilen unserer Weltbevölkerung, sondern endlich auch bei vielen Staats- und Regierungschefs – mit Ausnahme von Donald Trump – immer mehr an Priorität gewinnt, lässt sich diese Tendenz noch nicht ausreichend für die großen digitalen Herausforderungen erkennen, vor denen wir in Europa heute stehen.

Digitale Technologien vereinfachen unser tägliches Leben und sind in unseren Gesellschaften immer stärker präsent. Jedoch lässt sich derzeit die Entwicklung einer Art „Monokultur“ in unserer digitalen Landschaft erkennen. Unsere Plattformökonomie wird fast ausschließlich von amerikanischen Privatunternehmen geprägt, die ihre de-facto-Monopole u.a. aufgrund eines digital eher schwachen Europas weiter ausbauen können. Um uns eine Vorstellung unserer digitalen Zukunft zu machen, lohnt ein Blick auf die Generation der Millennials: Die Dienste von Google/Youtube, Facebook/Instagram, Microsoft, Amazon, Twitter, Snapchat oder Slack beherrschen den Markt, werden unter jungen Menschen als “cool” angesehen und trocknen den europäischen Digitalraum langsam aus – ohne dabei ihre Gewinne in Europa angemessen zu versteuern.

Sich vollständig auf amerikanische (oder zunehmend auch chinesische) Technologien zu verlassen, würde langfristig bedeuten, sich mit der massiven Übertragung der Souveränität über unsere digitalen Infrastrukturen IaaS (Internet as a Service), Saas (Software as a Service), PaaS (Platform as a Service) abzufinden.

Aber wie kann man dieser Entwicklung entgegenwirken? Frankreich hat hier kürzlich mit der Verabschiedung der GAFA-Steuer (Google, Amazon, Facebook, Apple) einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht und kann daher als Vorreiter in Europa gesehen werden. Denn trotz der Bemühungen der EU-Wettbewerbskommissarin Margareth Vestager legen sowohl Politik als auch Justiz nur langsam die Grundlage für ein digital starkes und autonomes Europa.

Daher sind wir davon überzeugt, dass auch private Akteure und Initiativen in der Pflicht sind, kurzfristig schnelle Lösungen herbeizuführen. Um die „B Corporation” [1] zu zitieren: „Jede Entscheidung ist eine Wahl!“. Das Metcalfe’sche Gesetz [2] über den Nutzen von Netzwerken – das Marktführer wie Facebook & Co. zwangsläufig in eine Monopolstellung bringt – ist beispielsweise auf dem B2B Markt weniger bedeutend und es gibt stets erstklassige europäische Alternativen.

Aber nur durch die aktive Entscheidung, mit europäischen Technologieunternehmen zusammenzuarbeiten und Verträge einzugehen, können wir wichtige Entwicklungskooperationen fördern und die gemeinsame europäische Wertschöpfung spürbar stärken. Andernfalls riskieren wir, dass Europa im Innovationswettbewerb radikal abgehängt wird. Kurz gesagt; warum sollte man heute seine Daten unbedingt bei AWS – Amazon Web Services, Microsoft Azure oder Google Cloud speichern, Slack oder Office 365 verwenden, um transversal zu kommunizieren, Google Jobs zur Talentsuche verwenden und Facebook oder Google bezahlen, um europäische Verbraucher für europäische Produkte zu werben? Warum nutzen wir nicht das deutsche Strato beim Hosting, das französische Talkspirit für Zusammenarbeit und Kommunikation, Stepstone und Xing bei der Suche nach Talenten oder DSGVO-kompatible Werbesysteme, die im Einklang mit europäischen Werten stehen?

In diesem Zusammenhang möchten wir uns direkt an die heutigen Geschäftsführer aus dem Mittelstand sowie den großen Konzernen wenden und ihnen folgende zwei Fragen stellen:

  1. Um eine europäische Vision zu verteidigen; um Ambitionen lokaler Start-ups zu unterstützen, die für ihren Erfolg Mittelständler und Konzerne als Kunden benötigen; um massiv Arbeitsplätze in Europa zu schaffen; und nicht zuletzt um zur Finanzierung unserer Staaten beizutragen: Wären Sie bereit, sich zum Kauf eines Minimums an europäischen IT-Produkten (z.B. 30 %) zu verpflichten?
  2. Wenn bei einer Entscheidung eine europäische IT-Lösung als inadäquat abgelehnt wird, weil das Unternehmen zu klein ist, der Marktanteil noch nicht auf GAFAM-Niveau liegt, sein Funktionsumfang nicht ganz dem der US-Giganten entspricht: Sind Sie bereit, diese Entscheidung in Frage zu stellen?

 

Vielleicht werden Sie uns nun sagen, dass Sie die amerikanischen Tech-Unternehmen brauchen, um im Rennen zu bleiben. Oft wollen Ihnen aber genau diese Tech-Unternehmen weismachen, es gäbe momentan keine andere Alternative – mit dem Ziel, Sie langfristig besser zu binden. Dabei ist eine andere Entscheidung für europäische Alternativen durchaus möglich und sogar wünschenswert.

Wir Europäer können einen alternativen Weg gehen, der nicht sino-amerikanisch dominiert wird, unsere Wertvorstellungen einer sozialen Marktwirtschaft respektiert und die Grundrechte stärker achtet – so, wie es viele Bürger in ganz Europa von uns erwarten. Ihnen als Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen und großer europäischer Konzerne kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Denken Sie an unsere Kinder und übernehmen Sie Ihre „digitale Verantwortung“: Sie können zur Schaffung eines digital starken Europas beitragen und gleichzeitig mit Technologien, die auf unseren europäischen Werten basieren, wettbewerbsfähig bleiben!

[1] „B-Corp“ (auch bekannt als „B Lab“ oder „B Corporation“) ist eine Zertifizierung für gewinnorientierte Unternehmen, welche bestimmte Standards in Bezug auf Gesellschaft, Umweltschutz, Unternehmensführung und Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit erfüllen.

[2] “Das Metcalfe’sche Gesetz ist eine Faustregel über das Kosten-zu-Nutzen-Verhältnis von Kommunikationssystemen. Sie geht davon aus, dass der Nutzen eines Kommunikationssystems proportional zur Anzahl der möglichen Verbindungen zwischen den Teilnehmern (also etwa dem Quadrat der Teilnehmerzahl) wächst, während die Kosten nur proportional zur Teilnehmerzahl selbst wachsen.” Das Metcalfe’sche Gesetz führt schließlich dazu, dass der Nutzen die Kosten ab einer bestimmten Größe eines Kommunikationsnetzwerkes übersteigt. Dieser mathematisch simple Gegenstand der Überlegung wurde erstmals im Jahr 1980 von Robert Metcalfe 1980 ausgesprochen. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Metcalfesches_Gesetz vom 22. Juli 2019.

Dieser Text ist die Übersetzung und Anpassung eines Artikels der in der französischen Wirtschaftszeitung Les Echos am 24.6.2019 veröffentlicht wurde.

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Andrea Vaugan
andrea.vaugan@european-champions.com